Klassiker (Radsport)
Als Klassiker werden im Radsport besonders bedeutende und traditionsreiche Eintagesrennen f?r Profi-Radrennfahrer bezeichnet.
Die wichtigsten klassischen Eintagesrennen finden ?berwiegend w?hrend zweier zeitlicher Schwerpunkte statt: Im M?rz und April werden vor allem in Belgien und Nordfrankreich die sogenannten Fr?hjahrsklassiker ausgetragen. Sie sind h?ufig von Kopfsteinpflasterpassagen (Pav?s bzw. Kasseien), steilen und kurzen Anstiegen, sowie starken Wettereinfl?ssen gepr?gt. In der zweiten Jahresh?lfte folgen die Herbstklassiker.




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[Bearbeiten] Definition
Obwohl der Begriff Klassiker weder gesch?tzt noch genau definiert ist, lassen sich doch mehrere traditionsbildende Faktoren benennen, die f?r das Prestige der Radrennen entscheidend sind:[1] das Jahr der Erstaustragung - m?glichst vor dem Ersten Weltkrieg -, eine hohe Anzahl von Austragungen, ein w?hrend der verschiedenen Auflagen weitgehend unver?nderter, von den Anforderungen typischer ("klassischer") Streckenverlauf,[2] die Anerkennung in der ?ffentlichkeit und die Qualit?t der Siegerliste.
[Bearbeiten] Die ?Monumente des Radsports?
[Bearbeiten] Charakteristik
Die bedeutendsten Klassiker sind die f?nf ?Monumente des Radsports?, welche alle erstmals vor dem Ersten Weltkrieg ausgetragen wurden und haben ein beeindruckendes Palmar?s aufzuweisen.[3] Jedes dieser Rennen hat eine besondere Charakteristik: Mailand?Sanremo (?la classicissima?) wird bei meist sch?nem Wetter an der italienischen Riveria oftmals zugunsten der Sprinter entschieden. Die Flandern-Rundfahrt (?de ronde?) wird dagegen bei oft schlechtem Wetter durch kurze, steile Anstiege auf Kopfsteinpflaster, den Hellingen, gepr?gt. Paris?Roubaix (?H?lle des Nordens?) ist v?llig flach und bezieht seine besondere Schwierigkeit aus den ca. 50 Kilometern oftmals extrem groben Pflasterpassagen, dem Pav?. Das ?lteste Monument, L?ttich?Bastogne?L?ttich (?la doyenne?), wird in den wallonischen Ardennen mit zahlreichen steilen, meist k?rzeren, teils aber auch bis zu vier Kilometer langen Anstiegen ausgetragen. Den Abschluss bildet die Lombardei-Rundfahrt (?Rennen der fallenden Bl?tter?), die ebenfalls auf h?geligen Terrain stattfindet, jedoch mit weniger, daf?r im Schnitt l?ngeren Steigungen.
[Bearbeiten] Palmar?s
Nur drei belgischen Rennfahrern gelang es bisher, bei allen f?nf Rennen mindestens einmal zu gewinnen. Zun?chst gelang dies Rik Van Looy, der zwischen 1958 und 1965 insgesamt acht Siege erreichte. Danach konnten nebeneinander Eddy Merckx (zwischen 1966 und 1976) sowie Roger De Vlaeminck (zwischen 1970 und 1979) alle Eintagesrennen gewinnen. De Vlaeminck gewann insgesamt elf der Klassiker, Merckx gewann insgesamt 19 Mal (und bei jedem Rennen mindestens zweimal).
Rennen | Erstaustragung | Rekordsieger | heutiger Termin |
---|---|---|---|
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1907 | ![]() |
M?rz ? dritter Samstag |
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1912 | ![]() ![]() ![]() ![]() |
April ? erster Sonntag |
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1896 | ![]() |
April ? zweiter Sonntag |
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1892 | ![]() |
April ? vierter Sonntag |
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1905 | ![]() |
Oktober ? dritter Samstag |
[Bearbeiten] Andere internationale Klassiker
Allgemein zu den Klassikern wird auch Paris-Tours gez?hlt, obwohl der Name und die Strecke des Rennens einige Male wechselten.[4] Strittig ist der Klassikerstatus u.a. f?r Omloop Het Nieuwsblad (bis 2008: Omloop Het Volk), Gent-Wevelgem, Wallonischer Pfeil, Amstel Gold Race, Cl?sica San Sebasti?n, Paris-Br?ssel, Piemont-Rundfahrt und Mailand-Turin. Diese und andere Rennen werden oftmals "nur" als "Halbklassiker" angesehen,[5] da bei diesen Rennen einige der genannten Kriterien f?r klassischen Rennen ganz oder teilweise nicht vorliegen. F?r bedeutende Rennen neueren Gr?ndungsdatums, wie die Cl?sica San Sebasti?n, Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt und die mittlerweile f?r Profis eingestellte Meisterschaft von Z?rich wird auch der Begriff moderne Klassiker verwendet;[6] hierzu k?nnte auch das 1966 erstmals ausgetragene Amstel Gold Race gez?hlt werden.
Einen Sonderstatus hat das in den Jahren 1891-1988 ausgetragene Bordeaux-Paris ?ber ca. 600 km, welches seit den 1960er Jahren an Bedeutung verlor.
[Bearbeiten] Deutsche und Schweizer Klassiker
In Deutschland werden insbesondere die Radrennen Rund um Berlin (seit 1896), Rund um die Hainleite (seit 1907), Rund um K?ln[7] (seit 1908) und Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt (seit 1962 bis 2008 unter dem Namen "Rund um den Henninger-Turm")[8] als ?Klassiker? bezeichnet. W?hrend ?Rund um Berlin?, ?Rund um die Hainleite? und ?Rund um K?ln? ihr Prestige vor allem aus ihrem Alter beziehen, wird dem Frankfurter Rennen dagegen der Klassikerstatus vor allem aufgrund seiner sportlichen Bedeutung zugeschrieben. Ob diese Rennen als Klassiker oder Halbklassiker zu bezeichnen sind, ist ebenso wie bei anderen traditionsreichen deutschen und internationalen Rennen eine Frage der subjektiven Einsch?tzung. Die Vattenfall Cyclassics d?rften dagegen entgegen ihres Namens, der Einreihung in die UCI World Tour und damit exzellenten Besetzung durch die Anwesenheit von allen ProTeams eindeutig kein Klassiker sein, da sie im Jahr 1996 erstmals ausgetragen wurden.
Auch zahlreiche traditionsreiche Schweizer Eintagesrennen werden als Klassiker bezeichnet, neben der Meisterschaft von Z?rich z.B. die Berner Rundfahrt (von 1921 bis 1991: Nordwestschweizer Rundfahrt, 1992 Umbenennung in Berner Rundfahrt) und der Grosse Preis des Kantons Aargau in Gippingen (seit 1964).[9]
[Bearbeiten] Breitensport-Klassiker
Von Veranstaltern und manchen Radsportenthusiasten werden auch bedeutende Breitensport-Veranstaltungen wie Radmarathons, Radtourenfahren und Jedermannrennen, z.B. Limburgs Mooiste, De Hel van Twente oder Paris?Brest?Paris, als Radklassiker bezeichnet.
[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Einzelnachweise und Anmerkungen
- ? ?hnlich wie hier: "Die Radsportklassiker" auf strassenradsport.com, abgerufen am 3. April 2011
- ? Rolf G?lz: Mythos Klassiker, Bielefeld 2003, S.6
- ? Der Begriff wird u.a. vom Weltradsportverband UCI vorausgesetzt, vgl. UCI-Presseerkl?rung vom 18. Juni 2010 : Second day of the UCI Management Committee meeting (englisch/franz?sisch), welche hier allerdings die Grand Tours in den Begriff einbezieht.
- ? Das Rennen hie? zeitweise Grand Prix d'Automne (dt.: Gro?er Herbstpreis) bzw. nach den wechselnden Start- und Zielorten. Es wurde abweichend vom heutigen Namen auf folgenden Strecken ausgetragen: Tours-Versailles (1974?75), Blois-Chaville (1976/77 und 1979?1984), Blois-Autodrome de Montlh?ry (1978) und Cr?teil-Chaville (1985?1987).
- ? z.B. sport.freenet.de vom 27. M?rz 2011: Halbklassiker Gent-Wevelgem: Tom Boonen siegt im Sprint
- ? Philippe Bouvet/Philippe Brunel/Pierre Callewaert/Jean-Luc Gatellier/Serge Laget: Klassiker des Radsports. Die gro?en Eintagesrennen. Kiel/Bielefeld 2008, S. 148ff
- ? vgl. sueddeutsche.de vom 30. M?rz 2011: Deutsche Rad-Auswahl bei ?Rund um K?ln? am Start
- ? vgl. freiepresse.de vom 1. Mai 2010: Wegmann gewinnt erneut Frankfurter Radklassiker
- ? Kurt Graunke/Walter Lemke/Wolfgang Rupprecht: Giganten von einst bis heute. Geschichte der deutschen Profi-Stra?enradrennfahrer. M?nchen 1993, S. 6